Die spezielle Arbeitsweise Sebastian Hartmanns wird in der Theaterlandschaft als „Leipziger Handschrift“ bezeichnet. Zum Gespräch darüber traf sich der Freundeskreis mit dem Intendanten im Centraltheater.
Ausgangspunkt für den 4. Gesprächsabend am 28. Februar im Rangfoyer des Centraltheaters war der Gedanke: Sebastian Hartmann macht Theater, das sich keinem Regiestil eindeutig zuordnen lässt.
In einem intensiven, breit gefächerten Gespräch wurde deutlich, wie sich bei einem Theatermacher philosophisches, bildhaftes und szenisches Denken auf einem bestimmten literarischen Hintergrund miteinander verbinden. In diesem Kontext wuchs das Verständnis dafür, dass für Sebastian Hartmann Farben, Bewegungen und Sinnlichkeit multiplizierende Objekte eine stärkere Ausdruckskraft besitzen als das Wort. Für ihn bleibt ein Wort „dünn“ im Verhältnis zur Bandbreite und Tiefe von Wahrnehmungen und Empfindungen. Das Verflechten von Handlungsabläufen mit Slapstick-ähnlichem Handeln der Schauspieler – was durch Improvisieren zustande kommt – sieht Sebastian Hartmann durch das per se sehr lustvoll agierende Schauspielerteam gerechtfertigt.
Dadurch werden auch ernste Inhalte mit einem gewissen Humor verwoben vorgetragen, ohne die psychologische Tiefe des Stückes zu beschädigen. Die sinnliche Überhöhung schon in der Realität sinnlich kaum erträglicher Vorgänge, was manchen Zuschauer zuweilen einen Zustand der Sinnentleerung empfinden lässt, bezeichnete demgegenüber Sebastian Hartmann als das Entstehen eines „denkfreien“ Raumes, der dem Nachspüren, aber auch der „Faszination des Hässlichen“ Platz macht.
Die spezielle Arbeitsweise Sebastian Hartmanns wird in der Theaterlandschaft als „Leipziger Handschrift“ bezeichnet. Dazu gehört für bestimmte Stücke, wie „Eines langen Tages Reise in die Nacht“, ein Handeln der Schauspieler, das Eingeweihte in Theaterproduktionen als Improvisieren betrachten. Für Sebastian Hartmann stellt sich das als ein „freies Spielen“ dar, in dem jeden Abend auf der Bühne das Stück neu entwickelt wird. Das aber bleibt dem uneingeweihten Zuschauer weitestgehend verborgen. In diesem Zusammenhang schilderte Sebastian Hartmann auch sehr anschaulich, wie kompliziert sich bei dieser Auffassung von Theater die Proben gestalten.
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